Ergebnisse der Marburger Coaching-Studie

von Clemens Böge

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Führung + Organisation (zfo 4/2011) präsentieren Peter-Paul Gross und Michael Stephan erste Ergebnisse der Marburger Coaching-Studie. Im Rahmen der Untersuchung wurden sowohl Anbieter (d.h. Coachs) als auch Nachfrager  (d.h. Coaching-Verantwortliche in Unternehmen, sog. Gatekeeper) über den Einsatz von Coaching in der deutschen Unternehmenspraxis befragt.

An dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse:

  • Der seit ca. 10 Jahren anhaltende Trend zum Coaching setzt sich fort, die Nachfrage steigt.
  • Die Einsatzfelder haben sich über das Top Management von Großunternehmen hinaus auf (fast) alle Hierarchieebenen und Unternehmensgrößen ausgedehnt.
  • Coaching ist kein branchenspezifisches Phänomen, besonders stark verbreitet ist es jedoch in den Bereichen Automobilwirtschaft, IT/Software und Medien/Kommunikation.
  • Coaching-Stundensätze sind sehr unterschiedlich, bewegen sich zwischen 50 und 500€. Der Durchschnitt liegt bei ca. 150€
  • Aufgrund der nicht geschützten Berufsbezeichnung ist der Markt relativ intransparent. Um dem zu begegnen, wird versucht, durch die Gründung von Verbänden und die Vergabe von Zertifikaten Vertrauen zu stiften – was aufgrund der zunehmenden Fragmentierung auf der Verbandsseite jedoch weitere Verwirrung auslöst.
  • Hilfreich könnte dagegen eine zunehmende Prozessstandardisierung sein, z.B. über Phasenmodelle im Coaching-Prozess.

Sehr interessant ist auch eine Übersicht der Kriterien, auf die Kunden bei der Auswahl eines Coachs besonderen Wert legen – erhoben sowohl aus der Perspektive von Coachs als auch aus Kundensicht.

Abbildung aus Gross/Stephan: Coaching - Der Boom und seine Nebenwirkungen in zfo 04/2011, 221-228

Am wichtigsten wird von beiden Seiten Vertrauenswürdigkeit, Qualifikation und Erfahrung erachtet. Klassische Werbung und Marketing haben dagegen keine Aussicht auf Erfolg.
Während jedoch viele Coachs meinen, Ihr Bekanntheitsgrad spiele zumindest eine gewisse Rolle bei der Auswahl, legen Kunden darauf offensichtlich keinen Wert. Anders herum gewichten Kunden die formale Ausbildung eines Coachs (Studium, Zusatzausbildungen, Fremdsprachen) deutlich höher als die Coachs selber.

 

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