Coaching – Eine (doppelt) kritische Betrachtung von Kurier und Beraterei

von Clemens Böge

In der Ausgabe vom vergangenen Samstag (14.05) setzt sich der Kurier im Karriereteil kritisch mit dem Thema Coaching auseinander. Die gedruckte Version findet Ihr hier als pdf, den Link zur (gekürzten) Onlinefassung hier.

Auch wenn man über die verwendeten Bilder und Metaphern streiten kann (Coaching als Medikament, Popeye nimmt Coaching-Pillen), ist es angesichts der allgemeinen Begriffsverwirrung- und verwässerung sicher angebracht, den Coachingmarkt einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Trotzdem finde ich es schade, dass sich der Artikel fast ausschließlich der Kritik widmet und der Ankündigung im Untertitel „Wann Coaching wirklich wirkt“ nicht wirklich etwas folgen lässt. Es herrscht demnach „Coaching-Wahn“, Coaching ist außerdem teuer und birgt eine ganze Reihe von Risiken und Nebenwirkungen, wenn Coachs ihr Handwerk nicht verstehen. Als einziges „Gegenmittel“ und Orientierungshilfe für Interessenten wird die Frage der Mitgliedschaft des Coachs im Dachverband für Coaching angeboten – was jedoch, wie Michael Tomaschek im Interview anmerkt, auch noch keine Qualitätsgarantie darstellt. Was also tun?

Wahrscheinlich ist es nach wie vor am hilfreichsten, wenn man auf der Suche nach einem Coach Freunde und Kollegen fragt oder auf die Expertise der Personalentwicklung vertraut – sich also auf Empfehlungen verlässt. Auch wenn damit immer noch nicht garantiert ist, dass man den Coach findet, der zu einem passt, werden durch diesen Filter doch zumindest viele Anbieter mit fragwürdigem Hintergrund oder sonderbaren Methoden aussortiert. Den Rest klärt dann in der Regel ein persönliches Vorgespräch.

Der Kurier-Artikel wird jedoch, auch wenn viele wichtige und richtige Aspekte angesprochen werden, eher nicht dazu beitragen, dass sich Coaching als professionelle Beratung weiter etabliert. Dafür macht er zuviel Angst, was alles falsch laufen kann und zu wenig Mut, was man mit Coaching erreichen kann. Schade.

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