Werkzeugkiste: Teamentwicklung mit der Team-Band

von Clemens Böge

Für Teams und ihre Zusammenarbeit lassen sich die verschiedensten Metaphern finden. Mal sitzen alle in einem Boot, manche würden sich in einer Familie wohl fühlen, Fußballmannschaft geht sowieso immer. Ein sehr brauchbares Bild ist auch das eines Orchesters oder einer Band – je nach musikalischen Vorlieben. In einer Teamentwicklung haben wir das vor kurzem mal wörtlich genommen und einen spannenden und sehr erfolgreichen Workshop gestaltet: Die Team-Band.

Zwei Nachbarabteilungen bei einem großen Anbieter im Bereich Telekommunikation müssen eng zusammen arbeiten. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut, es fehlt das Verständnis für die andere Seite und der Gang zwischen den beiden Abteilungen stellt eine nahezu unüberwindliche Hürde dar. Die Abteilungsleiter wollen etwas verändern, setzen einen gemeinsamen Team-Tag an und rufen aufgrund der Zusammensetzung (hier mehr Frauen, dort mehr Männer) das Motto „Guns’N’Roses“ aus. Dieser Idee folgend wird der Keller des Aera als Veranstaltungsort gebucht, wo sonst Konzerte oder Kabarett-Abende stattfinden. Klingt angesichts der zu erwartenden Außentemperaturen erst mal wenig attraktiv, eine übliche Seminarausstattung gibt es auch nicht, aber wir nehmen die Herausforderung an.

Aera
Am Vormittag arbeiten wir noch eher klassisch, d.h. mit zum Motto passenden Metaphern, Differenzierungen, Gruppenarbeit (Wünsche an die andere Seite), Präsentation und Reflexion. Am Nachmittag wird es dann bunt. Wir bekommen Unterstützung von Profimusiker Wolfgang Köck und geben folgende Aufgabenstellung an die knapp 40 TeilnehmerInnen aus:
Erarbeitet in zwei gemischten Teams jeweils einen Song von Guns N‘ Roses und bringt ihn auf die Bühne des Aera! Wolfgang betreut als musikalischer Direktor das Team „Slash“ und arbeitet an „November Rain“, ich übernehme das Team „Axl“ mit „Knocking on Heaven’s Door“. Nach der zu erwartenden Ratlosigkeit am Beginn („Meint Ihr das ernst?“) und anschließendem Durcheinander entsteht schnell eine unglaubliche Dynamik und ein mitreißendes Engagement: Texte werden geschrieben, Kostüme gebastelt, Instrumente ausprobiert und wieder weggelegt, es formen sich erste musikalische Entwürfe. Einer kümmert sich ums Licht, eine um den Ton, der nächste besorgt die Bühnenausstattung – es summt wie in einem Bienenstock. Dann die Generalprobe auf der Bühne. Letzte Änderungen. Und schließlich zwei sensationelle Auftritte mit vollem Einsatz und auf einem nie für möglich gehaltenen musikalischen Niveau. Die Teilnehmer sind von sich selbst restlos begeistert und beide Bands werden frenetisch gefeiert. Auch ich bin zeitweise so mitgerissen, dass es mir schwer fällt, meine Beraterrolle noch aufrecht zu halten und nicht komplett in die Musikerrolle kippen.

buehne, aera
Wir haben viel vorbereitet, noch mehr improvisiert und uns einiges getraut. Ebenso wie die Auftraggeber im übrigen, die sich auch nicht sicher sein konnten, was an diesem Tag passieren wird. Aber es hat sich gelohnt, wie das Feedback zeigt:
„Danke Euch nochmals im Namen aller Teilnehmer. Am Tag danach gabs nur ein Gesprächsthema. Erste kleine Früchte konnten wir in der Zusammenarbeit schon ernten. Die unüberwindbare Wand zwischen den Bereichen ist zu einem sehr großen Teil abgerissen. Die restlichen Fragmente reißen wir auch noch ein.“

 

(Der Workshop war ein Kooperationsprojekt mit der Unternehmensberatung Brains and Games)

 

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