Teamentwicklung als Event?

von Clemens Böge

Ein aktueller Spiegel-Online Artikel thematisiert einen interessanten Aspekt (oder ist es ein Trend?) im Bereich Teamentwicklung: Es wird bunter, spielerischer und vor allem aufwendiger. Folgt man der Wahrnehmung des Autors, dann werden Team-Workshops immer häufiger zu einer Art „Spiel ohne Grenzen“, geht immer häufiger Erlebnis vor Reflexion. Die Frage ist, ob das tatsächlich Teams bei ihrer Arbeit unterstützt und in weiterer Folge den Organisationen, die derlei Aktivitäten bezahlen, bei der Erreichung ihrer Ziele.

Die Erfahrung zeigt durchaus, dass Teams mit Hilfe von erlebnisorientierten Übungen aus ihrem bekannten Arbeitskontext heraus geholt werden können und so zu neuen Perspektiven gelangen. Was auf rein kognitiver Ebene nicht so leicht zugänglich und veränderbar ist, lässt sich auf einem solchen Weg oft besser bearbeiten. Wichtiger als die Übung selbst ist aber immer die anschließende Reflexion: Was ist hier gerade passiert? Was hat das mit unserer täglichen Arbeit zu tun? Was wollen wir in Zukunft möglicherweise anders machen?

Auch die gemeinsame Gestaltung eines Kunstwerks, z.B. zum Abschluss eines Workshops kann eine starke Intervention sein. Sie kann helfen, den Schwung und die Motivation einer gelungenen Team-Veranstaltung zu bündeln und mit in den Alltag zu nehmen. Als „Anker“ kann so eine Aktion dann auch zur Nachhaltigkeit beitragen. Aber auch hier kommt es weniger auf den Aufwand, die Größe und die Professionalität der Ausführung an, als vielmehr auf das gemeinsame Tun und Erleben und auf die Freude über das Erreichte.

Immer wenn die Inszenierungen sehr aufwendig werden, geraten sie in Gefahr zum Selbstzweck zu werden. Dahinter kann sowohl der Ehrgeiz von Beratern stecken, als auch eine eigene Geschäftsidee. Dann wird Teamentwicklung entweder zur Leistungsschau oder zu einer Incentive-Veranstaltung. Beides fände ich schade.

 

Ein Kommentar zu “Teamentwicklung als Event?”

  1. Juni 29, 2012 at 9:29 pm, Die größte Murmelbahn meines Lebens | Beraterei Böge said:

    […] meine eigene Ambivalenz in Bezug auf (zu) erlebnisorientiert gestaltete Workshops geschrieben (link). Jetzt hatte ich selbst das Vergnügen, in einer Großgruppen-Veranstaltung eine etwas […]

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