1 Jahr autofreie Beraterei – Ein Erfahrungsbericht

von Clemens Böge

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mich von meinem Auto getrennt. Oder es sich von mir. Nach den damals notwendigen Reparaturen hätte der Wert der „Oidn Kraxn“ eben diesen Reparaturkosten entsprochen. Das macht dann irgendwann keinen Spaß und keinen Sinn mehr. Entsprechend leicht fiel der Abschied. Auch wenn es ganz zum Schluss doch einen kleinen Anfall von Wehmut gab, das gebe ich zu. 50€ für den Wagen und 20€ fürs Radio waren halt nur ein sehr kleines Trostpflaster.

Ich mache also aus der Not eine Tugend und erprobe ein (auch beruflich) autoloses Dasein. Ich folge damit dem gesellschaftlichen Trend zu Nutzung statt Besitz und tue der Umwelt Gutes. Aber wie funktioniert das in der Praxis des Beraterlebens?

Auf der Kurzstrecke habe ich schon vorher weitgehend aufs Auto verzichtet. Der öffentliche Nahverkehr in Wien ist sehr gut bestückt und bei gutem Wetter ist das Fahrrad ohnehin das (Verkehrs-)Mittel der Wahl. Damit ziehe ich in der Innenstadt locker an den sich stauenden Autos vorbei und komme gut ins Büro und zu vielen Terminen.

Auf der wirklich langen Langstrecke hat mir das Auto auch früher nicht geholfen. Wenn ich nach Hamburg muss, nehme ich nach wie vor das Flugzeug, auch wenn ich mir damit meinen carbon footprint – durch Autoverzicht gerade erst etwas kleiner geworden – wieder total versaue. In einem Radius von bis zu vier Stunden Fahrtzeit nutze ich heute stärker als in der Vergangenheit die Bahn. Die „letzte Meile“ ist manchmal ein Problem, aber auch hier lässt sich mit einer Zug/Taxi oder Zug/Carsharing Kombination einiges erreichen.

Die Mitteldistanz ist am schwierigsten, vor allem wenn Material zu transportieren ist. Carsharing ist auch hier eine gute Alternative, sowohl für mich als auch für den Kunden. Bei einer passenden Kombination aus Strecke und Aufenthaltsdauer kann diese Lösung für beide günstiger sein, als die Abrechnung des amtlichen Kilometergelds. Neben den „offiziellen“ Carsharing-Angeboten gibt es dann immer noch die Möglichkeit, sich hin und wieder bei Freunden oder Kollegen ein Auto auszuleihen (danke an dieser Stelle an alle, die mir da bereits geholfen haben).

Fazit: Es geht ohne Auto. Manchmal ist es etwas unbequem oder es dauert etwas länger. Gleichzeitig erlebe ich das autofreie Leben häufig als entlastend und auf angenehme Weise entschleunigt. Und manchmal komme ich mir damit sogar richtig schick und modern vor.

Wie geht es Euch mit dem Thema Mobilität, mit oder ohne Auto?

 

4 Kommentare zu “1 Jahr autofreie Beraterei – Ein Erfahrungsbericht”

  1. November 06, 2014 at 2:57 pm, Alexander said:

    Finde ich gut. Ich glaube, viele können sich so etwas nicht vorstellen und da hilft doch ein konkreter Praxisbericht, der zeigt, dass es geht.
    Ich habe schon ewig kein Auto und dachte immer, wenn der Nachwuchs da ist, lässt es sich wohl nicht vermeiden. Jetzt ist der Kleine schon 2,5 Jahre und ein Auto haben wir immer noch nicht. Oder ganz viele. Auf jedes Carsharing-Auto zeigt er jetzt und sagt „da is unsere Auto“ 🙂

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    • November 06, 2014 at 3:25 pm, Clemens Böge said:

      Glückwunsch, Alexander, da hältst Du ja schon etwas länger durch.
      Unsere Tochter ist jetzt 3,5 und auch das geht noch ganz gut ohne Auto. Man kann halt nicht alles mitnehmen zur Oma.

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  2. November 06, 2014 at 5:17 pm, Andreas said:

    Glückwunsch dazu.
    Ich habe mein Auto noch in Berlin abgeschafft. Das ist jetzt bald 12 Jahre her. In Summe komme ich auch ganz gut klar. Ab und wann (max. 5 mal im Jahr einen Leihwagen (auch von Freunden). Im Sommer der Roller oder das Fahrrad. Ich kann Dir zustimmen. Es geht ohne Auto.

    Gruß
    Andreas

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  3. November 09, 2014 at 11:35 am, Tos Maria Troch said:

    Herr Böge,
    schön von Ihnen zu lesen! Ich erinnere mich an meine Oide Kraxn die Anfang Juli den selben Weg ging. Ich nutze kaum car sharing Angebote, wohl strapaziere ich das eine oder andere mal die Gunst meiner Freunde, wie lange sie wohl noch welche sein werden? 😉

    Ehrlicherweise ich vermisse mein Auto schon. Besonders an den Wochenenden, wenn ich raus ins Grüne will. Oder bei Fahrten quer durch Wien, die dann doch oft über eine Stunde dauern. Vor allem wenn das Gepäck schwer ist.

    Aber sehr bereichernd sehe ich diese Zeit um sie zu nutzen. Um zu lesen, zu arbeiten oder nur dazusitzen und zuzusehen. Einige Stunden im Zug zu verbringen ist dann wesentlich weniger anstrengend und wertvoller als mit dem Auto zu fahren.

    Danke für Ihren Blog, das motiviert mich 🙂

    Liebe Grüße

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