LEGO® SERIOUS PLAY® – Ein Erfahrungsbericht

von Clemens Böge

Seit über einem Jahr beschäftige ich mich intensiv mit LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) als Methode, die Anzahl der Workshops ist mittlerweile deutlich zweistellig. Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

Die Themen der bisherigen Workshops bewegten sich zumeist im „klassischen“ Einsatzgebiet der Methode: Teamentwicklung und Strategieentwicklung. Das Material lässt sich aber auch hervorragend im Coaching einsetzen. Das ist dann nicht Serious Play im engeren Sinne, aber die Arbeit mit Metaphern, ein wesentlicher konzeptioneller LSP-Baustein, steht auch dort im Mittelpunkt.
Die Teams, mit denen ich arbeiten durfte, waren in sehr unterschiedlichen Branchen zuhause, u.a. IT, Energiewirtschaft, Finanzen, Elektronik und Food. Ebenso divers waren die Funktionen bzw. Rollen der TeilnehmerInnen: Von Controlling über Marketing, Kundenservice und Top Management war schon ziemlich viel dabei.

Hier also der Versuch einer Zusammenfassung meine Erfahrungen und Erkenntnisse aus den bisherigen Einsätzen.

LEGO® SERIOUS PLAY® funktioniert

Bei allen bisherigen Einsätzen sind für die TeilnehmerInnen relevante und interessante Ergebnisse entstanden. Die Arbeit war nie nur reine Beschäftigung oder Team-Bespaßung. Immer wieder gab es dabei echte Aha-Erlebnisse, z.B. wenn die Methode genutzt wurde, um abstrakte Begriffe zu klären. So hat eine Gruppe von Führungskräften immer wieder von Commitment gesprochen, wenn es darum ging, was sie voneinander und von den Mitarbeitern erwarten. Über die Modelle wurde klar, dass nicht alle darunter das gleiche verstehen und es konnte an einer gemeinsamen Sichtweise gearbeitet werden.
Auf Kommunikationsebene ist mir wiederholt aufgefallen, wie wertschätzend die TeilnehmerInnen mit den Modellen der anderen umgehen. Und dabei geht es nicht nur um die bauliche Ausführung, sondern ausdrücklich um die Gedanken und individuellen Vorstellungen, die durch das Modell zum Ausdruck gebracht werden. Ein unglaublich wertvoller Beitrag für die Beziehungen im Team.

LEGO® SERIOUS PLAY® macht Spaß

Jeder kennt LEGO® und jeder kann LEGO®. Es gibt wenig Berührungsängste und die TeilnehmerInnen lassen sich schnell auf die Arbeit mit dem neuen und doch so vertrauten Material ein. Bisher hat noch jeder mitgemacht – unabhängig von Position oder Rolle. Die geringen Hürden führen dazu, dass schnell ein sehr konzentriertes Arbeiten stattfinden kann, im Idealfall wird ein Flow-ähnlicher Zustand erreicht. Gleichzeitig führt die lockere, spielerische Atmosphäre zu viel Leichtigkeit und der „Schmäh“ rennt fast von allein.

 

LEGO® SERIOUS PLAY® braucht ergänzende Methoden

LSP ist vor allem eine öffnende Methode. Sie produziert keine sofort umsetzbaren Ergebnisse, sondern es geht eher ums Erkunden, Klären und ums Entwickeln von Prototypen. Häufig braucht es daher ergänzende Methoden, mit denen das geschaffene „Rohmaterial“ der Modelle und Geschichten weiter verfeinert werden kann. Hilfreich ist dabei, nicht sofort auf extrem rationale, „kopfige“ Methoden umzuschalten und gleich mal einen Maßnahmenplan runter zu schreiben. Gamestorming bietet hier einen guten Ansatz und viele methodische Anregungen, um die Ergebnisse einer LSP Session zu verdichten und dabei eine anregende, co-kreative Arbeitsatmosphäre aufrecht zu erhalten.

LEGO® SERIOUS PLAY® braucht Prozesskompetenz

„Ach, Du auch…?“ Klar, meine Aufmerksamkeit für das Thema steuert meine Wahrnehmung. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass das Interesse an LSP seit einiger Zeit zunimmt. Gleichzeitig machen nicht alle, die damit in Berührung kommen, ausschließlich positive Erfahrungen. Auf Twitter war ich vor kurzem in eine Konversation involviert, die mit folgender Frage losgetreten wurde: „Ist Lego Serious Play für irgendetwas nützlich oder ist das wirkungslose Beschäftigung, die sich anfühlt, als ob sie etwas nützt?“ Die Antworten waren durchaus unterschiedlich.
Das Kinderzimmer zu plündern und die Steine dann im Workshop auf den Tisch zu kippen, nach dem Motto „Dann baut mal was“ ist nicht LSP. So oder so ähnlich scheint es aber gelegentlich zuzugehen. LSP ist ein dezidierter Prozess, der beim Facilitator einiges an Vorbereitung und viel Wissen um die Methode und ihre spezifischen Abläufe und Stolpersteine erfordert. Vor allem die Formulierung der Fragestellungen, zu denen gebaut wird, braucht viel Aufmerksamkeit. Generelle Erfahrungen in der Arbeit mit Gruppen oder aus (systemischer) Beratung und Coaching sind dafür sicher hilfreich. Mit einem solchen Werkzeugkoffer kann der Einsatz von LSP sinnvoll und wirkungsvoll gestaltet werden.

 

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